DIE EUROPÄISCHE UNION UND KRYPTOWÄHRUNGEN: DAS ENDE DES WILDEN WESTENS IN DER WELT DER DIGITALEN ANLAGEN?
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Vor der Verabschiedung der Verordnung war der Markt für Krypto-Assets durch einen Mangel an Regulierung gekennzeichnet, was die Risiken für die Nutzer mit sich brachte und grenzüberschreitende Geschäfte erschwerte. Mit der MiCA-Verordnung werden Regeln zur Förderung der Transparenz und des Nutzerschutzes eingeführt, die sich an den Grundsätzen „gleiche Tätigkeiten, gleiche Risiken, gleiche Regeln“ und technologische Neutralität orientieren.
Mit der Verabschiedung von MiCA findet also ein grundlegender Wandel statt, der vielen Nutzern und Gesellschaften Vorteile bringen wird, aber zugleich die Anforderungen an Krypto-Asset-Dienstleister (nachstehend als „Anbieter“ bezeichnet), Emittenten von vermögenswertgebundenen Token und Emittenten von E-Geld-Token (nachstehend als „Emittenten“ bezeichnet) erhöhen wird. Zu den wichtigsten Zielen der MiCA werden Transparenz, Nutzerschutz, Lizenzierung sowie Aufsicht gezählt werden.
Transparenz
Die MiCA-Verordnung legt einen starken Schwerpunkt auf die Transparenz des gesamten Krypto-Asset-Marktes. Sie verpflichtet sowohl die Anbieter als auch die Emittenten, die Nutzer klar, exakt und verständlich über alle mit ihren Produkten und Dienstleistungen verbundenen Risiken zu informieren. Zu diesen Informationen gehören unter anderem Angaben über die Emissionen von Krypto-Assets, deren Zulassung zum Handeln, die Höhe der Rücklagen für Vermögenswerte oder die Verfahren zur Bearbeitung von Beschwerden. Ein wichtiges Mittel in diesem Prozess ist das sogenannte White Paper – ein Dokument, in dem alle diese Informationen im Einzelnen aufgeführt sind. White Paper muss öffentlich zugänglich und verständlich sein, wodurch das Risiko einer Irreführung der Nutzer erheblich verringert wird. Dies wird vor allem den normalen Nutzern zugutekommen, die oft nicht über das nötige technische Wissen verfügen, um die mit Kryptowährungen verbundenen Risiken zu verstehen.
Zur Förderung der Transparenz wird in der MiCA-Verordnung empfohlen, dass die ESMA (Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde) ein öffentliches Register von White Papers, Emittenten und Anbieter einrichtet. Dieses Register würde die Markttransparenz und Glaubwürdigkeit weiter erhöhen.
Schutz von Krypto-Assets-Inhabern und Kunden von Dienstleistern
Ein weiteres Hauptziel ist die Stärkung des Schutzes sowohl der Nutzer selbst als auch ihrer Einlagen. Der Kryptowährungssektor kann derzeit als sehr risikoreich bezeichnet werden, insbesondere aufgrund von erheblichen Vermögensverlusten, Cyberangriffen und einer Reihe von Betrugsfällen im Zusammenhang mit Krypto-Vermögenswerten, die meist auf die Nutzer abzielen.
Die MiCA-Verordnung setzt sich zum Ziel, diese Risiken durch die Einführung strenger Regeln deutlich zu verringern, um ein sichereres Umfeld für die Nutzer zu schaffen. Nun haben sowohl die Anbieter als auch die Emittenten jederzeit eine Vermögensrücklage zu bilden und aufrechtzuerhalten, um die mit den Vermögenswerten verbundenen Risiken sowie die mit den Rückgaberechten der Nutzer verbundene Liquidität abzudecken. Diese Rücklage muss von den Vermögenswerten des Anbieters bzw. Emittenten und der Rücklage für andere Token getrennt sein. Auf diese Weise zielt die MiCA-Verordnung darauf ab, den Schutz der Nutzer zu erhöhen, insbesondere im Falle der Insolvenz des Anbieters bzw. Emittenten. Für die Nutzer bedeutet dies ein höheres Maß an Sicherheit und Schutz, da ihre Einlagen vor unerwarteten Ereignissen geschützt werden.
Die Einhaltung der neuen Vorschriften muss selbstverständlich auch überwacht werden, wofür neben der ESMA auch die Aufsichtsbehörden der einzelnen Mitgliedstaaten zuständig sein werden. In der Slowakei wird die Slowakische Nationalbank für die Überwachung der Vorschriften zuständig sein und die Befugnis haben, bei Verstößen Sanktionen zu verhängen.
Erteilung der Zulassungen (Lizenzierung) und Aufsicht
Um ihre Dienstleistungen anbieten zu können, haben Anbieter und Emittenten bei der zuständigen Behörde (NBS) eine Lizenz zu beantragen. In den beiden Fällen muss der Antrag selbst bereits alle wesentlichen Informationen enthalten, wie z. B. die Sicherheitsmaßnahmen, das Verfahren zur Trennung von Krypto-Assets und Finanzmitteln der Nutzer, das Verfahren zur Abwicklung von Beschwerden. Mit dieser Verpflichtung soll sichergestellt werden, dass nur seriöse und finanziell stabile Anbieter und Emittenten, die strenge Auflagen erfüllen, auf dem Markt tätig sind.
Anträge auf Zulassung können seit dem 30. Dezember 2024 gestellt werden, und gemäß der MiCA-Verordnung muss die Zulassung bis zum Ende der Übergangsphase, d. h. bis zum 01. Juli 2026, erteilt werden. Die Slowakei hat jedoch die Gelegenheit genutzt, die Übergangsphase zu verkürzen, und die Zulassung muss bis zum 30. Dezember 2025 erteilt werden, andernfalls müssen die Verpflichteten die Erbringung von Krypto-Asset-Dienstleistungen in der Slowakei einstellen.
Die MiCA-Verordnung führt auch eine Vereinfachung der Erbringung von Krypto-Asset-Dienstleistungen für diejenigen Subjekten ein, die eine Genehmigung von der zuständigen Herkunftslandbehörde erhalten haben, da diese Genehmigung dann in allen EU-Mitgliedstaaten auf sog. Passporting-Basis gültig ist.
Dank der Lizenzierung wird das Vertrauen der Nutzer verstärkt, die wissen werden, dass Anbieter und Emittenten strengen Regeln unterliegen und ihre Tätigkeiten überwacht werden. Dieser Schritt wird die Möglichkeit ausschließen, dass unlautere Praktiken oder Unternehmen auf dem Markt agieren, die den Nutzern schaden könnten.
Die MiCA-Verordnung stellt einen bedeutenden Schritt in der Regulierung des Marktes für Krypto-Assets dar und bringt eine Reihe von Änderungen mit sich, die dessen Stabilität, Sicherheit und Glaubwürdigkeit aus langfristiger Sicht verbessern können. Durch die Einführung der Zulassungspflicht, strenger Kontrolle seitens der Regulierungsbehörden und Maßnahmen zum Schutz der Nutzer wird die Bereinigung des Marktes von unseriösen Anbietern und Emittenten erwartet. Dieser Prozess wird wahrscheinlich zu einer Verringerung der Zahl der Marktteilnehmer führen, aber gleichzeitig die Qualität der angebotenen Dienste erhöhen. Für die Nutzer bedeutet dies ein höheres Maß an Rechtssicherheit, was konservativere Nutzer anziehen könnte.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Verantwortung für Investitionsentscheidungen auf den Schultern der Nutzer selbst liegt. Sie sollten daher vorsichtig sein und nur Mittel investieren, deren Verlust sie sich leisten können.
Der Artikel wurde in der Zeitschrift .týždeň veröffentlicht: Die Europäische Union und Kryptowährungen: Ende des Wilden Westens in der Welt der digitalen Vermögenswerte?