ELTIF-Fonds werden auch für Kleinanleger attraktiv
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Stetiges Wasser im Investment- und Fondsbereich könnten in den kommenden Jahren auch die so genannten ELTIFs aufwirbeln, die in der EU einer neuen Gesetzgebung unterzogen wurden. Dies ermöglicht auch Kleinanlegern, die in ihrer Erstinvestition nicht mehr beschränkt sind, in das Spiel einzusteigen. Die Akzeleration der ELTIFs war hervorragend, die Zahl der ELTIFs hat sich in den drei Monaten seit Inkrafttreten der Gesetzesänderungen fast verdoppelt. „ELTIF-Fonds bieten eine Alternative für Anleger, die daran interessiert sind, ihr Geld über einen längeren Zeitraum anzulegen und zu vermehren und für welche die Bankprodukte uninteressant und Direktinvestitionen, selbst in Minoritätspositionen, zu riskant sind“, erklärt Rastislav Roško, Investor und einer der Gründer von L/R/P advokáti, s.r.o., in einem Interview.
Seit dem neuen Jahr können auch Kleinanleger in einige alternative Fonds einsteigen. Was war das Ziel dieser Änderung bei ELTIFs?
Im Januar dieses Jahres ist eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates der EU in Kraft getreten, die Änderungen an den ursprünglichen Rechtsvorschriften für Europäische Langzeit-Investmentfonds, auch ELTIF genannt, vorsieht. Die ursprüngliche Verordnung, die seit 2015 in Kraft ist, sollte Retail-Anlegern erleichtern, langfristig außerhalb von Bankprodukten zu investieren und damit auch eine alternative bankenunabhängige Finanzierungsquelle für die Wirtschaft zu schaffen. Nach acht Jahren ist die Europäische Kommission jedoch zu dem Schluss gekommen, dass das Vorhaben nicht erreicht wurde, da den verfügbaren Daten zufolge bis Ende 2021 nur 57 solcher Fonds aufgelegt wurden. Außerdem verwalteten sie nur einen relativ geringen Anteil des Kapitals im Vergleich zum Gesamtkapital aller Fonds außerhalb des Bankensektors.
Die neue ELTIF 2.0-Verordnung setzt sich daher zum Ziel, Hindernisse für Investitionen von Retail-Anlegern zu beheben und das Volumen der von ELTIFs verwalteten Mittel zu erhöhen. Auf diese Weise könnten die Vorteile dieser Fonds, wie eine einheitliche europäische Kennzeichnung, ein leichterer Vertrieb innerhalb der EU sowie eine größere Sicherheit für die Anleger im Vergleich zu herkömmlichen alternativen Investmentfonds, deutlicher zutage treten.
Welche Fonds können die ELTIF-Bezeichnung verwenden?
Die Bezeichnung ELTIF kann von Fonds verwendet werden, die von ihrer nationalen Aufsichtsbehörde eine entsprechende Genehmigung erhalten haben. Danach ist eine Zulassung in anderen Ländern der Europäischen Union nicht mehr erforderlich.
Was sind die anderen Besonderheiten von ELTIF-Fonds?
ELTIF-Fonds müssen die Mindestanforderungen der Verordnung erfüllen, um das Risikoprofil, die Eignung für Kleinanleger und die Art der Anlage zu gewährleisten. Ich würde die Besonderheiten von ELTIFs in drei Gruppen einteilen, und zwar in Bezug auf die Struktur, die Anlagen bzw. Vermögenswerte und die Art des Vertriebs. Ein solcher Fonds muss neben der Zulassung auch eine Verwahrstelle haben und kann nur von einem zugelassenen Verwalter verwaltet werden. ELTIFs können auch in eine begrenzte Art von Vermögenswerten investieren, wobei sie Beschränkungen hinsichtlich der Portfoliodiversifizierung und -präsenz unterliegen. Nicht zuletzt profitieren diese Fonds von der europäischen Passportierung, so dass für ihren Vertrieb in den EU-Mitgliedstaaten keine zusätzliche Zulassung erforderlich ist.
Was sind die anderen wichtigen Änderungen in der aktualisierten ELTIF-Verordnung?
Die neue Verordnung wird ELTIFs für Kleinanleger attraktiver machen, da die Mindestanforderung für Einlagen und maximale Präsens von Kleinanlegern wegfallen. Andererseits ermöglicht die Änderung die Entwicklung breiter angelegter Anlagestrategien und eines Anlagenportfolios, die das Risiko des Fonds verringern werden. Wenn ein ELTIF nur für professionelle Anleger bestimmt ist, kann der Fonds riskantere Strategien verfolgen. Es wurde auch die Möglichkeit geschaffen, in Minderheitsinvestitionen zu investieren, und zwar nicht nur in Direktinvestitionen und Sachwerte, sondern sogar auch in Investitionen in andere regulierte Fonds. Durch die Senkung der Mindestkapitalschwelle, die investiert werden muss, wurde die Liquidität des Fonds bei der Verfolgung von Anlagestrategien gefördert. Da es sich beim ELTIF um einen Fonds mit einer begrenzten Möglichkeit zur vorzeitigen Rückzahlung der Anlage handelt, bietet er dem Verwalter einen besseren Investitionsspielraum zur Kapitalbewertung. Was den Vertrieb betrifft, so wurde die Verpflichtung für Verwalter, in jedem EU-Mitgliedstaat eine Kontaktstelle zu unterhalten, aufgehoben, wodurch ein praktisches Hindernis für die Nutzung der Vorteile der „Europäischen Passportierung“ beseitigt wird. Andererseits wurde die Eignungsprüfung für Kleinanleger im Rahmen der aktuellen MIFID II-Regelung beibehalten.
Was kann eine Investition in ELTIFs für einen Kleinanleger noch interessant machen?
ELTIFs bieten eine interessante Alternative für Anleger, die an einer langfristigen Anlage und Wertsteigerung ihres Geldes interessiert sind und für die Bankprodukte uninteressant und Direktanlagen, selbst in Minderheitspositionen, zu riskant sind. ELTIFs bieten ein professionelles Verwalten, eine Diversifizierung des Portfolios und ein angemesseneres Risiko als die Verwaltung von Direktanlagen. ELTIFs können in Sachwerte, aber auch in andere europäische standardisierte oder alternative Investmentfonds investieren, so dass es bei einem ausreichenden Angebot an Fonds nicht schwierig sein dürfte, einen geeigneten Fonds mit der von einem Anleger gewünschten Anlagestrategie zu finden. Die Verringerung der regulatorischen Kosten für die Verwalter kann auch zu einer Senkung der Gebühren für die Anleger führen.
Mit der ELTIF 2.0-Verordnung wurde auch die Obergrenze für die Investition eines Kleinanlegers aufgehoben, die bei maximal 10 % des Werts seines Portfolios lag. Sollten Kleinanleger bei der Diversifizierung ihres Portfolios weiterhin vorsichtig sein?
Auf jeden Fall. Und das gilt nicht nur für ELTIFs, sondern für jede Investition. Selbstverständlich hängt es von dem Risikoappetit des Anlegers ab, aber deshalb müssen die Verwalter nach wie vor die Eignung eines Anlegers für eine Investition in einen bestimmten Fonds bewerten. Ich halte die Abschaffung der Obergrenze für richtig, denn die bisherige Obergrenze war offensichtlich niedrig und für viele Anleger unattraktiv. Ich bin ein Befürworter eher Soft-Lösungen, ich würde die Fähigkeit der Anleger, das Risiko, das sie zu tragen bereit sind, einzuschätzen, nicht unterschätzen und sie in die Lage versetzen, geeignete Anlagen auf dem Markt zu finden. Zu viel Regulierung unterscheidet ELTIFs nicht von anderen Fonds auf dem Markt, und das war wahrscheinlich einer der Gründe, warum sie bisher weder für Manager noch für Anleger attraktiv waren.
Was erwarten Sie von den neuen Regelungen für ELTIF-Fonds?
ELTIF 2.0 sollte stetiges Wasser in diesem Bereich aufwirbeln und das Fondsangebot attraktiver machen. Wie ich bereits erwähnt habe, gab es 2021 nur 57 ELTIFs, aber zurzeit, nur drei Monate nach Inkrafttreten der Änderungen, hat sich die Zahl fast verdoppelt. Bis heute werden 101 ELTIFs vertrieben. Dies stellt eine Zusage dar, dass es gelungen wurde, die regulatorischen Anforderungen so festzulegen, dass es auch für den Markt beginnt interessant zu werden. Mehr Kapital in den Fonds bedeutet auch mehr Investitionen in Unternehmen, was das Ziel der Europäischen Kommission war, als sie 2015 ELTIFs einführte. Es ist zwar auch möglich, bestehende alternative Investmentfonds in ELTIFs umzuwandeln, doch muss der Fondsprospekt an die ELTIF-Anforderungen angepasst werden, und das Verfahren unterliegt auch der Zustimmung der Anleger, so dass die Umwandlung wahrscheinlich keine übliche Art der Schaffung von ELTIFs sein wird. Auch die territoriale Verteilung der zugelassenen ELTIFs ist fraglich, da sie bisher nur in vier EU-Ländern domiziliert sind. Eine Steigerung ihrer Attraktivität könnte dazu zur Erweiterung der Liste der Länder, in denen neu gegründete ELTIFs ihren Sitz haben werden, beitragen.